Jakob Gruchmann
Jakob Gruchmann: Psalmen-Passion

Passion Jesu Christi nach alttestamentarischen Psalmen in sechs Bildern für Sopran, Chor und Streicher

Ablauf und Text mit Quellenangaben

Libretto: Texte der Bibel (Einheitsübersetzung & Schlachter 2000), zusammengestellt von Jakob Gruchmann

I. Und er begab sich mit den Zwölfen zu Tisch

OUVERTÜRE

REZITATIV (Text: nach Matthäus 26,17.20 mit eigener Einleitung)

Dies ist die Leidensgeschichte Jesu Christi, erzählt nach Psalmen des Alten Testaments, hindeutend auf den Messias, zusammengestellt und komponiert von Jakob Gruchmann, in Auftrag des Stifts Admont.

Jesus und seine Jünger wollten das Passahfest feiern und er begab sich mit den Zwölfen zu Tisch.

PSALM 16 (Text: aus Psalm 16)

Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir;
du bist mein Herr, mein ganzes Glück bist du.
An den Heiligen im Land, an ihnen hab´ ich mein Gefall´n.
Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir.

Viele Schmerzen leidet, wer fremden Göttern folgt. Ich will ihnen nicht opfern, ihre Namen nicht nennen.
Du, Herr, gibst mir das Erbe und reichst mir den Becher; du hältst mein Los in deinen Händen.
Ich preise den Herrn, der mich beraten hat; es mahnt mein Herz mich auch bei Nacht.

Ich habe den Herrn beständig vor Augen. Er steht mir zur Rechten, ich wanke nicht.
Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele; mein Leib wird wohnen in Sicherheit.

Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir;
du bist mein Herr, mein ganzes Glück bist du.
An den Heiligen im Land, an ihnen hab´ ich mein Gefall´n.
Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir.

Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit.
Behüte mich, Gott, denn ich vertraue dir.

II. Der mich verrät sitzt mit mir am Tisch

INTERLUDIUM

REZITATIV (Text: nach Markus 14,18)

Während sie nun bei Tisch waren und aßen, sagte Jesus: Einer von euch wird mich verraten. Der mich verrät sitzt mit mir am Tisch.

PSALM 41 (Text: aus Psalm 41)

Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt; zur Zeit des Unheils wird der Herr ihn retten.

Meine Feinde reden böse über mich: „Wann stirbt er endlich, wann vergeht sein Name?“
Besucht mich jemand, so kommen seine Worte aus falschem Herzen. Häuft in sich Bosheit, geht hinaus und redet.

Im Hass gegen mich sind sich alle einig; sie tuscheln über mich und sinnen auf Unheil: „Verderben hat sich über ihn ergossen, wer einmal daliegt, steht nicht wieder auf.“
Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, hat gegen mich geprahlt.

Du aber, Herr, sei mir gnädig; richte mich auf.
Halte mich fest und stell´ mich vor dein Antlitz für immer.

Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit, ja Amen!

III. Getsemani

INTERLUDIUM

REZITATIV (Text: nach Markus 14,32 und Lukas 22,41-44 mit eigenem Zusatz)

Und er kam zu einem Garten, der Getsemani heißt.
Und er kniete nieder und betete: Vater, wenn du es willst, nimm diesen Kelch von mir!
Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe!

Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und gab ihm Kraft.
In seiner Angst betete er noch inständiger, und sein Schweiß tropfte wie Blut zur Erde.

Er tat es für dich und für mich.

PSALM 42 (Text: aus Psalm 42)

Meine Seele, warum bist du betrübt und so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele nach Gott.
Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; denn man sagt stets zu mir: Wo ist dein Gott? Wo ist dein Gott?
Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: wie ich zum Hause Gottes zog in festlicher Schar, in feiernder Menge, mit Jubel und Dank, mit Jubel und Dank.

Meine Seele, warum bist du betrübt und so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

Betrübt ist meine Seele in mir, darum denk ich an dich im Jordanland.
Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin.
Bei Tag schenke du mir deine Huld; ich singe dir nachts und flehe zum Gott meines Lebens.

Meine Seele, warum bist du betrübt und so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.

IV. Da kam eine Schar und Judas ging voran

INTERLUDIUM

REZITATIV (Text: nach Lukas 22,47 mit eigenem Zusatz)

Da kam eine Schar, bewaffnet, und Judas ging voran, einer der Zwölf.
Er näherte sich Jesus, um ihn zu küssen.

Nun, wohlan, alle, die ihr euch Christen nennt, seid wachsam, damit ihr nicht auch verrät euren Herrn mit einem Kuss.

PSALM 109 (Text: aus Psalm 109)

Gott, den ich lobe, schweig doch nicht!
Denn ein Mund voll Frevel, ein Lügenmaul hat sich gegen mich aufgetan. Sie reden zu mir mit falscher Zunge,
umgeben mich mit Worten voll Hass und bekämpfen mich ohne Grund.
Sie befeinden mich, während ich für sie bete,
sie vergelten mir Gutes mit Bösem, mit Hass meine Liebe.
Sein Frevel stehe gegen ihn auf als Zeuge, aus dem Gericht gehe er verurteilt hervor.
Nur gering sei die Zahl seiner Tage, sein Amt erhalte ein anderer.
Er liebte den Fluch, der komme über ihn; er verschmähte den Segen, der bleibe ihm fern!

Gott, den ich lobe, schweig doch nicht!
Denn ich bin arm und gebeugt, mir bebt das Herz in der Brust.
Ich will preisen den Herrn, in der Menge ihn loben.
Denn er steht dem Armen zur Seite, um ihn vor falschen Richtern zu retten.

V. Golgota

INTERLUDIUM

REZITATIV (Text: nach Markus 15,22 mit eigenem Zusatz)

Man verhaftete ihn, verurteilte ihn und geiselte ihn und brachte ihn an einen Ort namens Golgota, um Gottes Sohn dort zu ermorden.

PSALM 22 (Text: aus Psalm 22; Zusätze: aus Psalm 69, Matthäus 27 und Amen)

Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen, bist fern meinem Schreien, den Worten meiner Klage?
Mein Gott, ich rufe bei Tag, doch du gibst keine Antwort; ich rufe bei Nacht und find keine Ruhe.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, der Leute Spott, vom Volk verachtet.
Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf:
„Er wälze die Last auf den Herrn, der soll ihn befreien!“

Aber du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels.
Sei mir nicht fern, denn die Not ist nahe, und niemand ist da, der hilft.

[Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!]
Ich bin hingeschüttet wie Wasser, gelöst haben sich meine Glieder. Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.
Meine Kehle ist trocken wie Scherben, die Zunge klebt mir am Gaumen, du legst mich in den Staub des Todes.
Viele Hunde umlagern mich, eine Rotte von Bösen umkreist mich. Sie durchbohren mir Hände und Füße.

Man kann all meine Knochen zählen; sie gaffen und weiden sich an mir.
Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand.
Ich bin versunken in tiefem Schlamm, sie geben mir Galle zur Speise und Essig zum Trank.

Du aber, Herr, halt dich nicht fern! Du, meine Stärke, eil mir zu Hilfe!
Ich habe keinen Stand!

Ich aber bin elend und voller Schmerzen; deine Rettung, o Gott, berge mich in der Höhe!
Amen.

VI. Und er gab den Geist auf

ARIE (Text: Sacharja 12,10 und 13,6 sowie Jesaja 53,4-7 und nach Epheser 1,7)

Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, ja, sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen Sohn, und sie werden bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich Leid trägt über den Erstgeborenen.

Er hat unsere Krankheiten getragen und unsere Schmerzen auf sich genommen. Wir meinten, er sei vom Unheil getroffen, von Gott gebeugt und geschlagen.
Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Sünden misshandelt. Weil die Strafe auf ihm lag, sind wir gerettet, durch seine Wunden sind wir geheilt.
Wir hatten uns alle verirrt wie die Schafe, jeder ging für sich seinen Weg. Doch der Herr warf all unsere Sünden auf ihn, durch sein Blut sind wir erlöst.
Er wurde geplagt und niedergedrückt, aber er tat seinen Mund nicht auf. Wie ein Lamm, das man wegführt, um es zu schlachten, und wie ein Schaf, das verstummt, wenn man es schert, so tat auch er seinen Mund nicht auf.

Und man wird zu ihm sagen: „Was sind das für Wunden in deinen Händen?“ – Und er wird antworten: „Die hat man mir geschlagen im Haus meiner Lieben!“

REZITATIV (Text: nach Matthäus 27,50)

Und er gab den Geist auf.

PSALM 62 (Text: aus Psalm 62; Zusatz: Halleluja)

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe.
Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken.

Wie lange rennt ihr an gegen einen einzigen, stürmt alle heran wie gegen eine fallende Wand, wie gegen eine Mauer, die einstürzt?
Ja, sie planen, ihn von seiner Höhe zu stürzen; Lügen ist ihre Lust. Sie segnen mit ihrem Mund, doch mit ihrem Herzen fluchen sie.

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, denn von ihm kommt meine Hoffnung.
Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken.

Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre; Gott ist mein schützender Fels, meine Zuflucht.
Vertrau ihm, Volk Gottes, zu jeder Zeit! Schüttet euer Herz vor ihm aus! Denn Gott ist unsere Zuflucht.

Nur ein Hauch sind die Menschen, die Leute nur Lug und Trug. Auf der Waage schnellen sie empor, leichter als ein Hauch sind sie alle.
Vertraut nicht auf Gewalt, verlasst euch nicht auf Raub! Wenn der Reichtum auch wächst, so verliert doch nicht euer Herz an ihn!

Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe, von ihm kommt mir Hilfe.
Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken.
Halleluja!

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